Immobilienbesitz per Smartphone

4. Juli 2021

 

Die Tokenisierung der Immobilienwirtschaft nimmt 2021 weiter Fahrt auf. Dank regulierter Handelsmöglichkeiten und erster Anlageobjekte wird das Thema für die breite Öffentlichkeit interessant. Eine tragende Rolle wollen dabei der Immobilieninvestor BrickMark und die Plattform Tokengate von DSENT spielen: Gemeinsam kreieren sie das Joint Venture «Brickmark DSENT», die erste Schweizer Emissionsplattform für digitale Immobilien.

Die Meldung der Immobiliengesellschaft BrickMark sorgte im Januar 2020 für grosses Aufsehen: Das Unternehmen informierte über den Kauf der Liegenschaft an der Zürcher Bahnhofstrasse 52 für 130 Millionen Franken. Das Besondere an diesem Deal: Ein Teil des Kaufpreises für das Objekt wurde in Brick-Mark-Token bezahlt. Diese basieren auf der Ethereum-Blockchain und nutzen Smart Contracts, um die Rechte und Ansprüche der Token-Besitzer zu regeln. Laut Oxford University war dies die bisher grösste Immobilientransaktion weltweit, die mit Einbezug einer Blockchain abgewickelt wurde.

Mit dem Deal an der Zürcher Bahnhofstrasse, kurz «B52», hat die Tokenisierung der Immobilienwelt einen weiteren Schritt nach vorne gemacht. Die Transaktionsform soll zukünftig noch stark an Bedeutung gewinnen, sagen Branchenkenner. Eine tragende Rolle in diesem Geschäft will dabei BrickMark zusammen mit der Tokenisierungsexpertin DSENT, ein Venture der Zuger IT-Firma Inacta, übernehmen.

 

LANGJÄHRIGE BRANCHENERFAHRUNG

Hinter dem 2018 gegründeten Blockchain- Immobilieninvestor BrickMark aus dem Zuger «Crypto Valley» steht ein Team, angeführt vom Unternehmer und Business Angel Stephan Rind. Er war langjähriger Vorstandsvorsitzender der börsenkotierten deutschen Immobiliengesellschaft Colonia Real Estate, bis diese 2011 von TAG Immobilien übernommen wurde. Auch sonst ist viel Branchenerfahrung, sowohl aus der Immobilien- als auch aus der Finanz- und der IT-Welt, im Management und im Beirat von BrickMark vertreten.

Unsere Leute verfügen zusammen über mehr als 80 Jahre Erfahrung in der Branche», sagt BrickMark-Chef Stephan Rind. Dieses Know-how hilft, wenn es um die Suche nach interessanten Investmentobjekten
geht. Es ist aber auch nötig, damit die Tokenisierung von Liegenschaften erfolgreich umgesetzt werden kann. Wie beim Erwerb von Immobilienaktien oder -fonds wird den Käufern von digitalen Immobilienanteilen eine Rendite in Aussicht gestellt. Damit sich die Interessenten ein Bild über das Investmentobjekt machen und ihr Renditepotenzial

abschätzen können, ist deshalb auch bei der Ausgabe von Token eine unabhängige Schätzung der Immobilie sowie eine sorgfältige Prüfung des Herausgebers auf wirtschaftliche, rechtliche, steuerliche und finanzielle Verhältnisse gefordert. «Bezüglich Transparenz gelten bei uns dieselben Massstäbe wie bei börsenkotierten Gesellschaften», so Rind.


SCHNELLER UND ORTSUNABHÄNGIGER HANDEL

Was das Gebäude an der Bahnhofstrasse mit insgesamt 1600 Quadratmetern Fläche betrifft, so soll dieses nun während zweier Jahre umgebaut werden. Geplant sind mehr Verkaufsflächen im Luxussegment sowie Büros. Mit Fertigstellung Anfang 2023 erwartet BrickMark eine  Verdoppelung der Netto-  Mieteinnahmen. Derzeit sind in «B52» neben den Gründern nur qualifizierte Anleger investiert. Zukünftig will man die Beteiligungen über Token deutlich breiter streuen und auch Private einbeziehen. Die Nachfrage auf dem Markt jedenfalls scheint riesig. «Nach der

auf dem Markt jedenfalls scheint riesig. «Nach der Bekanntgabe der B52-Transaktion hatten wir während Wochen 400 bis 1000 Anfragen von Investoren aus der ganzen Welt», sagt der BrickMark-Chef. Das globale Interesse erstaunt Stephan Rind nicht, schliesslich sei es für ausländische Investoren nicht einfach, sich über die Börse an  Schweizer Immobiliengesellschaften zu beteiligen. «Mit der Digitalisierung dürfte dies dagegen schon bald mit wenigen Klicks über das Smartphone möglich sein», ist Rind überzeugt.

Der grosse Vorteil der Immobilien-Token gegenüber konventionellen Aktien sieht er in der einfachen, schnellen und ortsunabhängigen Handelbarkeit. Die Tokenisierung von Immobilien  entspreche einem grossen Bedürfnis, besonders der jüngeren Generationen, die ihre finanziellen Geschäfte zunehmend mit dem Mobiltelefon ausführen. «Ich rechne damit, dass in fünf bis zehn Jahren nur noch digitale Wertpapiere ausgegeben werden», erklärt Rind.


BRICKMARK DSENT – TOKEN - FABRICK ENTSTEHT

Für die Emission und Strukturierung der digitalen Immobilienanteile setzt BrickMark auf ein Joint Venture mit dem Beratungs- und Systemintegrationshaus Inacta. DSENT, eine Tochtergesellschaft von Inacta, betreibt als Tokenisierungs- Boutique eine «Banking-grade»-Plattform für die Herausgabe und das Verwalten von Digitalen Assets entlang des ganzen Lebenszyklus. Das Unternehmen betreibt die Plattform Tokengate, die entstanden ist, um regelkonforme Security Token Offerings (STOs) zu ermöglichen. Ziel ist die Kapitalbeschaffung mittels Ausgabe digitaler Wertpapiere. Zudem erleichtert die Plattform Tokengate durch standardisierte Investmentprozesse und eine erhöhte Transparenz die Emission als auch das Verwalten des ganzen Lebenszyklus – für Anleger und Token-Herausgeber. Die neue Plattform «Brickmark DSENT» erfüllt hinsichtlich der durchgeführten Transaktionen sämtliche rechtlichen

und regulatorischen Anforderungen. «Wir verfügen über die entsprechende Expertise und unterstehen einer unabhängigen Prüfung, um Digitale Assets gesetzeskonform herauszugeben», sagt Daniel Rutishauser, Head DLT & Financial Services bei Inacta, sowie verantwortlich für den Aufbau der DSENT.

Bereits bis Ende Jahr erwartet er, dass der Handel mit Immobilien-Token zusätzlich Fahrt aufnehmen wird. Die Voraussetzung dafür hat der Bundesrat mit dem per 1. August 2021 vollständig in Kraft tretenden Distributed-Ledger-Technologie-Mantelgesetz (DLT) geschaffen, das erstmals regulierte Börsen für digitale Assets auf DLT-Basis zulässt. Zudem braucht es bereits seit kurzem für alle Transaktionen mit digitalen Werten keine Schriftlichkeit mehr. «Dass die Herausgabe von digitalen Assets an Momentum gewinnt, zeigen auch die Markteintritte von neuen Mitbewerbern», so Rutishauser.

«Dass die Herausgabe von digitalen Assets an Momentum gewinnt, zeigen auch die Markteintritte von neuen Mitbewerbern.»

Daniel Rutishauser, bei Inacta verantwortlich für DSENT


RIESIGES INVESTITIONSPOTENZIAL

Sicher ist laut Daniel Rutishauser, dass das Potenzial für eine Tokenisierung der Immobilienwirtschaft riesig ist. Zu denken sei allein schon an das weltweite Immobilienvolumen mit einem Wert von 200 Trilliarden Dollar, von dem gerade mal 4 Prozent über Aktien, Fonds oder Anleihen handelbar sei. «96 Prozent der Objekte weltweit sind in Privatbesitz. Mit der Tokenisierung könnte ein Teil davon auch für Investoren verfügbar werden», sagt er. Eigentümer von Bestandsimmobilien können zukünftig schnell und kostengünstig über Tokengate digitale Anteile schaffen, um damit Eigenkapital freizusetzen, ohne die Kontrolle über ihre Liegenschaft zu verlieren.

Dass die Nachfrage nach Immobilien
als Anlagewerte zukünftig weiter zunehmen dürfte, erklären Daniel Rutishauser und Stephan Rind unter anderem mit der derzeit steigenden Inflation – und die für kleine Sparer mit einem Wertverlust ihrer Gelder einhergeht. «Immobilien sind in einer solchen Situation eine relativ gute Absicherung, sofern die Mietverträge an die Inflation gekoppelt sind», führt Rind aus.

Neben institutionellen Investoren nennt er als weitere Interessenten der Immobilien-Token die jüngeren Generationen. Erstere wollen Teile ihrer Portfolios einer breiteren Masse zugänglich machen, um den

Handel und damit mittelfristig auch die Preise zu steigern. «Die jüngere Generation will genau wissen, in welche Objekte sie investiert und stellt sich deshalb ihr Portfolio selbst zusammen. Dies kommt sie mit Token viel günstiger zu stehen und geht auch noch deutlich schneller, weil keine Bank dazwischengeschaltet ist und die Transaktionen über das Handy getätigt werden können», so Rind.


VORREITER AUS DER SCHWEIZ

In Zukunft will BrickMark in Zusammenarbeit mit DSENT noch weitere digitale Immobilienanteile ausgeben. Die neue Plattform verfügt laut eigenen Angaben bereits über eine Pipeline von Tokenisierungsprojekten mit einem Wert von 1 Milliarde Franken – neben nationalen Projekten auch solche in Nordamerika, Europa und in Dubai. Die Internationalität ist kein Zufall: Von Anfang an haben

BrickMark und DSENT eine globale Perspektive eingenommen – mit der Schweiz als Standort der Plattform. «Die Schweiz hat einen entscheidenden Vorteil: Ihre Gesetzgebung und Regulierung, die viel weiter ausgearbeitet sind als in anderen Ländern», erklärt Daniel Rutishauser. Deshalb werde sie bei der Tokenisierung der Immobilienwirtschaft eine führende Rolle einnehmen.

 «Bezüglich Transparenz gelten bei uns dieselben Massstäbe wie bei börsenkotierten Gesellschaften.»

Stephan Rind, Unternehmer und Chef von BrickMark


ÜBER BRICKMARK

Der internationale Immobilieninvestor und Immobilien-Asset-Manager setzt, anders als traditionelle Immobiliengesellschaften, auf digitale Wertpapiere für die Kapitalbeschaffung, den BrickMark-Token. Diese basieren auf der Ethereum-Blockchain und nutzen Smart Contracts, um Rechte und Ansprüche der Token- Besitzer festzulegen. Der Investmentfokus von BrickMark liegt auf substanz- und ertragsstarkenWohn- und Gewerbeimmobilien in Europa und Nordamerika.

brickmark.io

ÜBER DSENT

DSENT ist eine 2018 von Inacta gegründete Firma, die sich als Tokenisierungs-Boutique etabliert hat. Basis für die Tokenisierungsdienstleistungen ist die Plattform Tokengate. Die «Banking-grade»-Plattform Tokengate stellt regulierte Einheiten und ein Set anWerkzeugen zur Verfügung, um Token zu strukturieren, die Herausgabe und Zeichnung zu verwalten sowie den ganzen Lebenszyklus und Corporate Actions zu managen. DSENT fokussiert sich auf komplexe Tokenisierungen, wo oft auch die Programmierbarkeit der Token ausgeschöpft wird. Neben Real Estate bedient DSENT weitere «Verticals» wie Kunst, Sport oder Commodities sowie IP-Rechte.

dsent.com


Artikel erschienen am 4. Juli 2021 in der Verlagsbeilager der NNZ am Sonntag #ZukunftBauen: https://www.nzz.ch/ld.1633330